Donnerstag, 15. November 2007

Vergessen

Das mit dem Vergessen ist so eine Sache. EINERSEITS ist es manches Mal wirklich gut, dass wir vergessen können. Zum Beispiel: Schmerz. Man weiß zwar, dass etwas weh getan hat, aber so richtig erinnern können wir uns nicht daran, weil wir den Schmerz in der Erinnerung ja nicht physisch spüren und deshalb ist ein erinnerter Schmerz nur halb so schlimm. Peinlichkeiten oder sonstiges verblassen auch immer mehr mit zunehmender Distanz. - Zumindest geht es MIR so.
ANDERERSEITS ist es schlimm, dass man auch das Schöne vergisst. Nicht wirklich, aber dass man die schönen Situationen in der Erinnerung auch nicht mehr so wirklich spüren kann. Man weiß zwar, wie man sich gefühlt hat, aber eben nur im Herzen bzw. im Gehirn. Denkt man an schöne vergangene Situationen, wird einem zwar oftmals warm ums Herz, aber dennoch herrscht ein gewaltiger Unterschied zu der direkt erlebten Situation. Eigentlich klar. Sonst wäre das mit der „Zeit“ etwas schwierig. Aber das geht schon in die philosophische Richtung, die ich hier jetzt gar nicht einschlagen will.

Eigentlich geht es darum:

Heute war ich bei der Mutterberatungsstelle, um das Mäuschen abwiegen und –messen zu lassen. Neben mir zog gerade eine Mutter ihr Neugeborenes an, das mir so unglaublich klein und zerbrechlich erschien, sodass sogar ich (und ich rede wirklich nicht einfach so jemanden an) nachfragen musste, wie alt das Baby denn sei und wie groß. Zwei Wochen sei es alt und es wäre bereits 48 cm groß. Ich konnte es nicht fassen. Meine Kleine war vor gerade mal VIER Monaten auch so klein und ich kann mich nicht mehr daran erinnern, dass sie SO klein gewesen ist. Schon, irgendwie. Mein Gehirn weiß, wie groß mein kleines Mäuschen war. Aber für mich fühlte sich das immer schon NORMAL an und ich habe mir nie gedacht: „Mensch, ist die klein.“ Wenn ich meine Tochter jetzt ansehe, dann denke ich, sie hat schon immer so ausgesehen und wenn ich mir dann Fotos ansehe, dann bin ich immer wieder darüber verwundert, wie sehr sie sich schon verändert hat. Dabei müsste sich doch jede Minute von ihr in mein Gedächtnis gebrannt haben, weil ich seitdem sie auf der Welt ist, jede Minute, die ich mit ihr verbracht habe, genossen habe und die Zeit mit ihr in vollsten Zügen genieße. Und dann schaue ich mir Fotos oder kleine Videos an und sehe sie trotzdem nicht mit den Augen, wie ich sie in dem Augenblick der abgebildet wurde gesehen habe. Skurril. Mir wird schwindlig.

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